Das Marionettentheater »Kalif Storch«, nach dem Märchen von Wilhelm Hauff, bringt das Puppenschiff derzeit auf die Bühne.

Foto: Peter Rogowski

 

Und am Ende siegt das Gute
Premiere des Marionettentheaters »Kalif Storch« im Mainaschaffer »Puppenschiff«

Mainaschaff. »Plötzlich waren sie Störche, das war toll, dann kam der böse Zauberer auf einem fliegenden Teppich, das war noch toller – und dann wurden sie wieder Menschen und alles war gut«, rekapituliert der dreijährige Besucher die Premiere des neuen Stücks. Hinter dieser Kurzversion für den daheimgebliebenen Papa verbirgt sich die Geschichte von »Kalif Storch«, mit viel Liebe vom Puppenschiff- Team als Marionettentheater umgesetzt.

Zahlreich strömten die Besucher am Sonntag Nachmittag in das Theater in der Krone, um die Puppenversion des Hauff’schen Märchens zu sehen. Begeistert verfolgten die Kinder in den vorderen Reihen, wie Bagdads Kalif Chasid und Großwesir Mansor ihr schweres Schicksal meisterten. Die beiden, hereingefallen auf eine List des bösen Zauberers Kaschnur, haben sich mit dessen Zauberpulver in Störche verwandelt – und prompt das Zauberwort vergessen, das sie wieder Menschen werden lässt.

Inzwischen sitzt Kaschnurs Sohn Mizra auf dem Thron. Kalif Chasid und Großwesir Mansor können sich mit dem Storch-Dasein nicht arrangieren. Beide wollen keine Frösche fressen und würden ja so gerne wieder rauchen.

Statt prächtiger Gewänder tragen Kalif und Großwesir nun Federn und müssen fliegen – worüber letzterer besonders entsetzt ist. Der Großwesir leidet unter Flugangst. Kinder und Erwachsene lachen gleichermaßen, als der Großwesir seinen Flugstart mit den Worten einleitet: »Bitte schnallen Sie sich an, das Rauchen haben wir sowieso schon eingestellt.« Die leicht verwuschelt wirkenden Störche hatten es den Kindern fast noch mehr angetan, als die farbenfroh gekleideten Marionetten-Puppen. Ihr Auftritt ließ die Köpfe immer noch ein Stück weiter nach oben schnellen. Kaum konnten die Kinder es ertragen, wenn der Vorhang für eine kurze Umbau-Pause fiel.

Begeisterung auch bei den Musikstücken – die zahlreichen Gesangseinlagen versetzten viele Zuschauer, egal ob groß oder klein, in leichte Schwingungen. Das traurige Lied einer Eule, hinter der sich die verzauberte Prinzessin Lusa verbirgt, bringt Kalifen und Großwesir letztendlich auf den richtigen Weg. Sie treffen sich zufällig genau dort, wo die bösesten Zauberer der Welt, darunter auch Kaschnur, zusammenkommen, was glücklicherweise die Eule weiß. Kaschnur, der vor seinen Kollegen protzt, verrät bei dieser Gelegenheit das Zauberwort

 

 

»Mutabor« – und die verzauberten Störche sind wieder Kalif und Großwesir.

Da der Kalif versprochen hat, die menschgewordene Eule zur Frau zu nehmen, löst sich der Bann und sie darf die schöne indische Prinzessin sein, die sie einst war. Im Vorfeld keine leichte Entscheidung für den Kalifen: »Wer weiß, wie sie aussieht, wenn sie sich verwandelt«.

Mit Hilfe eines fliegenden Teppichs – Begeisterung bei den Kindern – in den Palast zurückgekehrt, hilft Diener Yussuf, den Zauberersohn wieder vom Thron zu stürzen. (Die Stimme des langsamen und eher faul veranlagten Yussuf erinnerte stark an den Kabarettisten Rüdiger Hofmann.)

Ende gut, alles gut – auch für das Puppenschiff-Team, Kaum enden wollte der Applaus für die liebevolle und wortwitzreiche Bearbeitung des bekannten Märchens unter Leitung von Bernd Weber. Immer größer wurde die Schar der Mitarbeiter, die sich vor dem Publikum zeigte. Das seinerseits dankte herzlich für ein Theaterstück, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen verzaubert.

Martina Jordan

 

Presserezension aus dem Main-Echo vom Dienstag, 21. Januar 2003